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Mai-2016

Büdchen am Riehler Plätzchen

Büdchen   /  

Wer an einem lauen Sommerabend durch die Straßen von Riehl flaniert, entlang der nordöstlichen Außenmauer des Kölner Zoos, vorbei an den von Bäumen umsäumten Spielplatz neben der imposanten wie eigentümlich anmutenden St. Engelbert-Kirche, der wähnt sich in jedem Fall in einem anderen Land, wenn nicht gar auf einem anderen Kontinent. Begleitet von Geräuschen, die man sonst nur aus tropischen Gefilden kennt, ist das Riehler Plätzchen – nicht zu verwechseln mit dem sich im Agnesviertel liegenden Riehler Platz – ein wahrhaft idyllisches Juwel im Großstadtdschungel Kölns.

Hier scheint die heile Veedel-Welt noch in Ordnung zu sein: Neben der Traditionsmetzgerei Rita Motz lädt das eingesessene Café Alsen zu kultiger Kaffeehausatmosphäre und kalorienhaltigem Gebäck ein und die Gaststätte Körner’s versorgt die Anwohner mit Kölsch Cuisine. Auch wenn eine Buchhandlung und eine Drogerie das Ensemble im Grunde schon komplettieren würden, ahnt der geneigte Interessent dieses Projekts über Kölns schönste Büdchen, was in dieser Aufzählung noch fehlt.

Genau: Das Büdchen am Riehler Plätzchen. Dessen Geschichte ist auch irgendwie eine typische für den Status Quo der hiesigen Büdchenkultur und eigentlich schnell erzählt. Bis zum Sommer 2015 war das Büdchen am Riehler Plätzchen in Besitz einer jener eingesessenen, vom Veedel vergötterten und jahrzehntelang tätigen Büdchendamen, wie auch Brigitte in der Südstadt eine ist. Gesundheitliche Probleme machten die langen Öffnungszeiten bei Wind und Wetter an sieben Tagen in der Woche nicht mehr möglich, und so musste sie den Betrieb einstellen. Ein Nachfolger wurde also gesucht.

Da, wie bei allen freistehenden Büdchen in Köln, der Grund und Boden, auf dem das Büdchen am Riehler Plätzchen sthet, der Stadt gehört, das Büdchen selbst aber in Privatbesitz ist, wurde neben der lokalen Presse auch die Bezirksregierung Nippes bemüht, sich an der Suche zu beteiligen oder zumindest zu unterstützen. Zwischenzeitlich, und auch das scheint typisch, wenn innerhalb von wenigen Tagen kein geeigneter Nachfolger eines scheidenden Büdchenbetreibers gefunden wird, wurde auch mit einem Abriss kokettiert. Glücklicherweise offenbar nicht in aller Ernsthaftigkeit, sicherlich auch weil das Büdchenthema dieser Tage durch grandiose Aktionen wie das durch den in Dortmund ansässigen 1. Kioskclub Museum am Ostwall 06 ausgerufene und durch Ruhr.Tourismus unterstützte Jahr der Trinkhalle in aller Munde ist.

Der Messias für Riehler Büdchenfreunde kam in Gestalt von Cafer Yasar um die Ecke. Ein freundlicher Geselle, der sich nicht weniger als seine Kundschaft erfreut, Teil der Erfolgsgeschichte des Büdchens am Riehler Plätzchen sein dürfen. Liebevoll renoviert, die Regalinhalte gut überdacht, haben wir es also wieder mal einem in diesen Tagen oft so kritisch beäugten Menschen mit Migrationshintergrund zu verdanken, dass ein Teil der urkölschen Tradition weiterbestehen darf.

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