08
Apr-2014

Bei Tante Sabine im Kunstkiosk

Büdchen   /  

Es gibt ja einiges in der bunten Büdchen-Welt von Köln. Biermuseen gibt es da, Hauslieferungen, Suppen, Importwaren aus Indien, der Türkei, Venezuela oder sonst wo auf der ganzen Welt. Was bei manch einem als Aufrüsten gegen die Pleite fungiert, ist für Tante Sabine in ihrem Kunstkiosk das Kerngeschäft.

Sie verkauft weder Zeitschriften, noch Tabakwaren und auch kein Kölsch, sondern ausschließlich Kunst und nützlichen Nippes.

Wer zu Tante Sabine an den bunt besprayten Kiosk an der Ecke von Aachener Straße und dem Gürtel kommt, taucht ein in eine andere Welt. Hier Tücher, da Bänder, dort ein Frosch für den Garten. Zugegeben: Als Mann war ich froh, dass Tante Sabine mich mit ihrem Charme und ihrer freundlichen Art von der Reizüberflutung ablenkte, als dass ich mich in den ersten Minuten mit all den bunten Unikaten selbst hätte beschäftigen müssen.

Bei anderen klappt das besser, denn vor allem die mehreren Dutzend Mitarbeiterinnen einer großen Versicherung im Gebäude gegenüber zählen schon fast von Beginn an zu ihren Stammkundinnen. Dass die Masche zieht, wird mir auch recht schnell klar: Sabine kauft nur ein und fertigt nur an, was ihr selbst gefällt, und kann dementsprechend eindeutige Verkaufsargumente nebst guter Laune und ausführlichem Verzällche anbringen.

Den kleinen, freistehenden Kiosk mietet sie an, geöffnet hat sie nur an zwei Tagen in der Woche und auf die Frage, ob sich das Ganze rechne, schmunzelt sie nur. Natürlich steckt in so einer Sache viel Herzblut drin, was man auch merkt, denn die Atmosphäre ist unheimlich entspannt. Ab und zu schaut jemand vorbei, der nichts kaufen will, nur in der Nähe wohnt und auf ein Schwätzchen vorbeikommt. Aber ab und zu kommen eben dann auch die Leute vorbei, die gar nicht hier wohnen und nur etwas kaufen wollen. Ein Mal, und meistens auch ein zweites Mal. Wegen den tollen Unikaten und weil es immer was Neues gibt, kämen sie wieder, meint Tante Sabine. Ich glaube, sie kommen auch wegen Sabine wieder.

Tante Sabines Kunstkiosk ist für mich der Inbegriff eines Büdchens in Köln, auch wenn sie leider weder Kölsch noch Kaffee im Angebot hat: Ihr Büdchen ist ein Ort der Begegnung, wo man miteinander sprechen kann und auch Gehör findet. Orte, wie Tante Sabines Büdchen, sind es, die uns fehlen würden, wenn es sie nicht mehr gäbe. Wegen den tollen Sachen, die man kaufen, aber vor allem wegen den tollen Menschen, die man trifft.

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